Frankfurt, 30. September 2022 – „Eingriffe im Gesicht sind besonders heikel, schließlich lässt sich unser Gesicht nicht verbergen und ist so etwas wie unsere Visitenkarte“, berichtet Prof. Dr. Dennis von Heimburg. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Eingriffe im Kopf- und Halsbereich und so seien seine Patient:innen häufig in Sorge, dass sie nach der Behandlung künstlich aussehen könnten. Eine Sorge, die, so der Eindruck des Plastischen und Ästhetischen Chirurgen, in den letzten Jahren stetig zunehme. „Wir sehen es aller Orten und auch bei Prominenten, völlig überspritzte Gesichter, die grotesk und unkenntlich wirken. Dabei lässt sich ein harmonisches Erscheinungsbild, das die Zeichen der Zeit mildert, durchaus erreichen“, ist von Heimburg überzeugt.
Die Qualifikation.
„Ärzt:innen ohne Facharztweiterbildung in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie fehlt schlicht die umfassende Expertise, sie haben zwar in Wochenendseminaren erlernt mit Hyaluronsäure und Botulinumtoxin zu arbeiten, bleiben damit in ihren Möglichkeiten aber limitiert“, ist sich von Heimburg sicher. Die Ergebnisse solcher „Heilversuche“ sehe er regelmäßig in seiner Praxis. Korrekturen seien meist möglich, aber dies nur mit erhöhtem Aufwand. „Ich kann nur dazu raten, sich direkt an Plastische und Ästhetische Chirurg:innen zu wenden. Diese kennen sich mit der Harmonie des Gesichts aus, erkennen das eigentliche Problem und können dann auf ein umfassendes Instrumentarium zur Wiederherstellung der Harmonie der einzelnen Gesichtspartien untereinander zurückgreifen.“ Dabei sei das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten breit: Vom Unterspritzen, Liften über Eigengewebsverpflanzung oder auch Implantate und anderen Optionen sei vieles möglich. Gerade diese Vielfalt sei notwendig, um ein natürliches Ergebnis zu erzielen. Noch dramatischer werde die Situation, wenn Heilpraktiker:innen oder Kosmetiker:innen mit Hyaluronsäure arbeiten würden. „Dabei handelt es sich um ein Medizinprodukt, das jeder erwerben kann, auch Fälle von Selbstbehandlungen werden aktuell bekannt. Ich kann nur davor warnen, weder die genannten Berufe noch die Patient:innen selbst können hier bei Komplikationen angemessen reagieren“, warnt der Facharzt. Erblindungen seien genauso möglich wie das Absterben von Gewebe. In jedem Fall solle man stutzig zu werden, wenn so getan werde, als sei alles möglich und Behandlungswünsche nicht sorgfältig eruiert würden.
Soziale Medien als Verstärker
Eine andere Ursache für rational betrachtet disharmonische Ergebnisse sieht der Facharzt in der Flut bearbeiteter Bilder. „Wir sind ständig konfrontiert mit überzeichneten Bildern und Gesichtern. Ob dahinter ein Filler oder ein Filter steckt, ist oft schwer auszumachen. In jedem Fall verändert sich die Wahrnehmung von Schönheit und dies insbesondere bei jüngeren Patient:innen“, konstatiert von Heimburg. Die Aufgabe eines verantwortungsvollen Arztes sei es, unrealistische oder auch groteske Erwartungen zu erkennen und auf diese sensibel zu reagieren. „Ein guter Arzt sagt auch mal Nein“, fasst er zusammen.
Mit der immer niedrigschwelligeren Ansprache immer jüngerer Patient:innen durch die Sozialen Medien wachse die Verantwortung der Behandelnden. „Häufig erwecken Anbieter den Eindruck, dass alles machbar ist, Komplikationen werden dabei komplett ausgeblendet, Informationen sind in den seltensten Fällen sachlich und informativ, die Qualifikation der Anbieter kaum überprüfbar“, bedauert von Heimburg. Dabei könne es sinnvoll sein, über Soziale Medien Informationen zum Thema anzubieten. „Die DGPRÄC hat daher eine Task Force Social Media gegründet. Mit ihr möchten wir das Bewusstsein in unseren Reihen weiter stärken, wie die Inhalte der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie so transportiert werden können, dass wir mündige Patient:innen in ihrer Entscheidungsfindung und Recherche objektiv unterstützen, ohne dabei einen Bedarf oder überhöhte Erwartungen zu wecken“, schließt der Plastische und Ästhetische Chirurg.