Berlin/Münster – „Nachwuchssorgen plagen die Plastische Chirurgie nicht. Dank flacher Hierarchien und einem breiten operativen Spektrum ist sie für junge Ärzte attraktiv“, stellte Prof. Dr. Peter M. Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) zu Kongressbeginn fest. Die 44. Jahrestagung der DGPRÄC und 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) stand in Münster unter dem Motto „Erfahrung trifft Neugier“. Zahlreiche Veranstaltungen gaben vom 12. bis 14. September 2013 Gelegenheit zu einem Generationen übergreifenden Austausch. Bei mehr als 230 wissenschaftlichen Vorträgen, 95 Postern, acht Workshops, neun Lunchsymposien, einem OP-Kurs und 33 wissenschaftlichen Symposien informierten sich mehr als 800 Plastische Chirurgen und Fachbesucher über das Neueste aus der Plastischen Chirurgie.
„Die Plastische Chirurgie ist ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens“, betonte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, der für die Kongresseröffnung in das Congress Centrum Halle Münsterland gekommen war. „Ob der Patient nach Unfall, Tumor oder wegen ästhetischer Gründe zu Ihnen kommt – Ihre Tätigkeit macht gesellschaftliche Teilhabe wieder möglich.“
Die Kongresspräsidenten Dr. Albrecht Krause-Bergmann und Dr. Wolf D. Lüerßen betonten in der Programmgestaltung vor allem die interdisziplinäre Tätigkeit Plastischer Chirurgen. So setzte man sich auf einer Podiumsdiskussion zu dem Phänomen „Intimchirurgie“ mit Vertretern aus der Dermatologie, Gynäkologie, Urologie und Psychologie auseinander. Auch zu den Themen „Onkologische Rekonstruktion“ und „Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie“ gab es fächerübergreifende Sitzungen. Einen Blick auf die internationale plastisch-chirurgische Forschung boten Sitzungen mit Teilnehmern aus aller Welt, etwa aus Großbritannien, Kanada, den USA und Brasilien. Auch Dr. Graeme Perks, Präsident der „British Association of Plastic, Reconstructive and Aesthetic Surgeons” (BAPRAS), Dr. R. D. Gregory Evans, Präsident der “American Society of Plastic Surgeons” (ASPS), und Dr. Charles N. Verheyden, Präsident der “Plastic Surgery Foundation“ (PSF), waren nach Münster gekommen.
Doch in Münster ging es auch um die „Problemfälle“ der plastisch-chirurgischen Praxis. So beschäftigte sich eine Sitzung mit der „Entwicklung multiresistenter Keime auf der Brandverletztenintensivstation“ und mit der Frage, welche Antibiotika-Strategien noch hilfreich sein können. In einer international besetzten Veranstaltung zu Komplikationen in der ästhetisch-plastischen Chirurgie tauschten sich die Plastischen Chirurgen über ihr Problem-Management aus. In die Zukunft schauten die Mediziner hingegen bei ihrer Sitzung zu Eigenfett- und Stammzellentransplantation.
Neuer Vorstand
Frau Prof. Dr. Jutta Liebau ist neue Präsidentin der DGPRÄC. Die Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie im Florence-Nightingale-Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie wurde von der Mitgliederversammlung gewählt. Neuer Vizepräsident ist nun Prof. Dr. Hisham Fansa (Klinikum Bielefeld-Mitte), zum Sekretär wurde Prof. Dr. Lukas Prantl (Universitätsklinikum Regensburg) gewählt. Schatzmeisterin bleibt Frau Dr. Eva-Maria Baur (Praxis für Plastische Chirurgie und Handchirurgie Murnau).
Ehrenmitglied
Die Ehrenmitgliedschaft der DGPRÄC ging in diesem Jahr an Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau. 1990 bis 2012 leitete er die Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte am BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum. 2001 bis 2003 stand Prof. Steinau als Präsident der „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (heute DGPRÄC) vor. 2006 bis 2007 war er als erster Plastischer Chirurg Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCh). In dieser Amtszeit initiierte er das Buch „Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 1933–1945“, das sich mit den DGCh-Präsidenten im Dritten Reich befasst. Neben dem von-Langenbeck-Preis und mehreren wissenschaftlichen Auszeichnungen wurde er 2011 mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt.
Dieffenbach-Medaille und Höhler-Nadel
Prof. Dr. Günter Maria Lösch, Gründungsmitglied der „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“ (heute DGPRÄC), erhielt in Münster die Dieffenbach-Medaille. In der traditionellen Dieffenbach-Vorlesung referierte er über „Die Lebensphasen aus der Sicht eines Plastischen Chirurgen: Kulturgeschichtliche Überlegungen“. 1974 bis 1996 war Prof. Lösch Direktor der Klinik und Poliklinik für Plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Lübeck. Er ist Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften“ (AWMF). 2006/2007 richtete er als „DGPRÄC-Historian“ die „Ulrich-T.-Hinderer-Bibliothek“ in Berlin ein. Die Ehrenmitgliedschaft der DGPRÄC erhielt er 2008. Seit 1989 verleiht die DGPRÄC die Dieffenbach-Medaille in Gedenken an den Wegbereiter der Plastischen Chirurgie, Johann Friedrich Dieffenbach (1792-1847).
Die Höhler-Nadel der VDÄPC ging 2013 an Prof. Dr. Wolfgang Mühlbauer. Von 1984 bis 2003 war er Chefarzt der Abteilung für Plastische Chirurgie, Handchirurgie mit Zentrum für Schwerbrandverletzte am Klinikum Bogenhausen in München. 1985 gründete er den „Verein zur Förderung der Behandlung Brandverletzter“, der die Arbeit des Schwerbrandverletzten-Zentrums in Bogenhausen unterstützt. 1989 war er Gründungsmitglieder der „European Association of Plastic Surgeons“ (EURAPS) sowie 1995 Gründungsmitglied der VDÄPC. 2005 erhielt Mühlbauer das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2007 verlieh ihm die DGPRÄC die Ehrenmitgliedschaft, 2008 die Dieffenbach-Medaille.
Wissenschaftliche Preise
Über 3000 Euro konnte sich der Gewinner des Wissenschaftspreises freuen: Dr. Daniel Tilkorn (Krupp-Krankenhaus Essen) widmet sich in seiner Arbeit „In vitro myoblast pre-conditioning enhances subsequent survival post in vivo implantation into a murine tissue engineering chamber“ dem Überleben von Stammzellen in der Gewebezüchtung („Tissue Engineering“). Dr. Katrin Seidenstücker (Sana-Kliniken Düsseldorf) erhielt das Reisestipendium in Höhe von 2500 Euro, das auch in diesem Jahr von der Firma „Polytech Health & Aesthetics GmbH“ gestiftet wurde.
Mehran Dadras und sein Team von der Klinik für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Mikrochirurgie / Handchirurgie am Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam erhielten den Vortragspreis in Höhe von 1500 Euro für ihre Arbeit „Sofortige Perineum- und Beckenbodenrekonstruktion mit VRAM-Lappen nach abdominoperinealer Rektumresektion bei Rektum- und Analkarzinom“. 1000 Euro für das beste wissenschaftliche Poster gingen an Carmen Karlisch (Frauenklinik Marienhospital Witten) und ihr Team für das Thema „Effects of TRAIL and TRD on apoptosis and proliferation in human rhabdomyosarcoma, leiomyosarcoma and epithelioid cell sarcoma“.
Journalistenpreis
Der mit 2000 Euro dotierte „Journalistenpreis der Deutschen Plastischen Chirurgen“ ging in Münster an „Spiegel online“. Die Redakteure Dr. Heike Le Ker und Dr. Dennis Ballwieser erhielten den Preis für ihren Artikel „Schlecht beraten unters Messer“. Darin beleuchten sie einen „Schönheitsklinik-Test“ und informieren die Leser ausführlich, wie sie einen geeigneten Arzt finden können und welche Fragen sie mit diesem vorab klären sollten. Der Journalistenpreis geht ausschließlich an Printmedien.
Weiterbildungsstätte des Jahres
Die Assoziierten Mitglieder der DGPRÄC ehrten zum sechsten Mal die Weiterbildungsstätte des Jahres. In der Kategorie „Ab vier Assistenten in Weiterbildung“ wählten die Assistenzärzte Prof. Dr. Hans-Eberhard Schaller, Direktor der Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der BG-Unfallklinik in Tübingen. In der Kategorie „Bis einschließlich drei Assistenten in Weiterbildung“ ging der Preis an Dr. Peter Huber, Chefarzt der Abteilung für Plastische Chirurgie, Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie am Marienkrankenhaus Schwerte.
Zusammenfassungen (Abstracts) sämtlicher Kongressvorträge finden Sie hier:
www.egms.de/static/de/meetings/dgpraec2013/