Berufliche Reintegration einer Operationsschwester nach posttraumatischer, linksseitiger Unterarmamputation

Düsseldorf, 3. Oktober 2024 – Eine geschlossene Tür machte den Unterschied zwischen einem normalen Feierabend und einem mehrjährigen Kraftakt: Es ist der Abend des 9. November 2017, die leitende OP-Schwester Britta Meinecke-Allekotte, letzte diensthabende Person, ist dabei, den Dampfsterilisator einer Praxisklinik in NRW zu entladen. Dabei kommt es zu einem folgenschweren technischen Defekt. Die Tür des Geräts schließt sich und klemmte dabei ihre linke Hand sowie Teile des Unterarms ein. Neun Bar Druck, Temperaturen über 120 Grad Celsius, und keine Möglichkeit, die Tür ohne fremde Hilfe zu öffnen. Erst nach einem Zeitraum von rund einer Dreiviertelstunde wurde endlich ein Patient auf ihre lauten Schreie aufmerksam und informierte die Nachtschwester, welche dann die Rettungskette in Gang setzte. Die Chancen eines Erhalts der Hand in einer solchen Situation schwinden nach zehn Minuten rapide. Nach Akutversorgung durch einen Notarzt vor Ort wurde sie umgehend in das BG-Klinikum für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Zentrum für Scherbrandverletzte transportiert. Im BG-Klinikum Duisburg kam Meinecke-Allekotte sofort in den Operationssaal. In einem mehrstündigen Eingriff und in einigen Folgeoperationen versuchten die Ärzte, die schwere Kombination aus Quetsch- und Brandverletzung zu versorgen. So wurden u.a. aus der Beinvene Gefäßteile entnommen, um daraus neue Arterien und Venen für die Hand zu modellieren. Diese sollten die Durchblutung der Hand sicherstellen – aufgrund der starken Schädigung durch den Unfall letztlich jedoch ohne den erhofften Erfolg. Am Ende der operativen Therapie stand der Verbleib einer funktionslosen Teilhand fest. Nach Abwägen der Möglichkeiten entschied sich die Patientin für eine Amputation.

Rehabilitation – langer Weg mit viel Training.
„Nach der schweren Entscheidung erklärt Meinecke-Allekotte: „Die Frage ist nicht, warum hat mich dieses Schicksal getroffen, sondern was mache ich daraus“.  Das klare Ziel vor Augen, entgegen der Skepsis aller Beteiligten, wieder in ihren Beruf als Operationsschwester zurückzukehren, nimmt sie eine berufliche Rehabilitation in Angriff, die sieben Monate dauern wird und deren Ergebnis lange unklar war. Aber ihr starker Wille und die harte Arbeit zahlen sich aus. Mit ihrer zweiten Prothese, der VINCENT EVOLUTION 3-Hand, bekommt sie die fein- und grobmotorischen Tätigkeiten wieder so gut „in den Griff“, dass sie seit 2019 wieder im OP arbeiten kann. Dies in der Klinik, in der sie auch behandelt und rehabilitiert wurde. Für den behandelnden Plastischen Chirurgen Prof. Dr. Heinz Homann auch eine Bestätigung für die Prozesse in der BG-Klinik: „Wir lassen die Patienten nicht allein, sondern setzen auf eine enge Verzahnung der Prozesse. Sprich, unsere integrierte Versorgung fängt beim Unfall an und endet mit der Hilfe bei Wiedereingliederung in Beruf und Alltag.“

Unterstützung für andere Betroffene
Britta Meinecke-Allekotte hat es nicht dabei belassen, wieder in ihren Beruf einzusteigen, sondern ist engagiert in eine Beratungstätigkeit für andere Betroffene eingestiegen. So bietet sie ein sehr umfangreiches Hilfsangebot für Menschen mit Prothesen an. Dies ist beispielsweise am BG Klinikum Duisburg eine sogenannte Peer-Unterstützung. Ein Beratungsangebot von Betroffenen für Betroffene, das Gespräche vor der OP, Anwesenheit beim Eingriff sowie Nachsorge umfasst. Nebenberuflich arbeitet sie als

Prothesengebrauchstrainerin, entwickelt eigene Trainingsprogramme und erstellt prothesenspezifische Handbücher. Sie bietet Fortbildungen zum Schwerpunkt Prothesengebrauchstraining an und hält Vorträge zu diesem und anderen Themen und vieles mehr.

Britta Meinecke-Allekotte wird daher von der DGPRÄC mit dem Preis “Der besondere Patient” ausgezeichnet. Dieser Preis ehrt Menschen, deren Operation die vielfältigen Möglichkeiten der Plastischen Chirurgie erkennen lässt und deren Courage auch anderen Betroffenen Mut gemacht hat. „Frau Meinecke-Allekotte, hat sich nicht nur durch ihre bemerkenswerte Rehabilitation und ihren unerschütterlichen Willen hervorgetan, sondern lebt einen weiteren Aspekt des Preises, der uns wichtig ist: Ein positives Vorbild für andere Patientinnen und Patienten zu sein und diesen Halt in schwierigen Situationen zu geben. Daher freuen wir uns, dies mit unserem Preis zu würdigen“, so Univ.-Prof. Dr. Marcus Lehnhardt, Präsident der DGPRÄC. Die Preisverleihung erfolgte am 03.10.2024 auf der Eröffnung der 54. DGPRÄC Jahrestagung in Düsseldorf.