München – Die „Top 3“ der deutschen ästhetisch-plastischen Operationen blieb auch 2012 unverändert: Brustvergrößerung, Lidstraffung und Fettabsaugung wurden in einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) als häufigste Eingriffe genannt. Mittlerweile stehen den rund 130.000 ästhetisch-plastischen Operationen mit 122.000 fast ebenso viele Faltenunterspritzungen mit Botulinumtoxin, Hyaluronsäure, Eigenfett und anderen Präparaten gegenüber.
Nachfragen bleiben stabil
Mit 31 Prozent ist der Anteil der ästhetisch-plastischen Eingriffe am Gesamtvolumen der plastisch-chirurgischen Operationen im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben (2011: 30 Prozent). „Die Plastische Chirurgie ist mehr als Ästhetik – das zeigen die übrigen 69 Prozent. Mit einem Anteil von über einem Drittel ist die Ästhetik eine gleichberechtigte Säule unseres Faches“, macht Frau Prof. Liebau deutlich.
Eigenfett – in Rekonstruktion und Ästhetik ein Meilenstein
Den stärksten Anstieg verzeichnete sowohl in der Rekonstruktion als auch in der Ästhetik die Behandlung mit Eigenfett. „Hier wurde bei der Brustrekonstruktion ein Zuwachs von 42 Prozent verzeichnet sowie eine Zunahme bei der ästhetischen Brustvergrößerung. Bei der Faltenunterspritzung hat das Eigenfett um 20 Prozent zugelegt. Allerdings basieren sämtliche Zuwächse auf vergleichsweise geringen Vorjahreszahlen“, berichtet die Chefärztin. „Eigenes Gewebe ist besonders verträglich und nebenwirkungsarm, die Renaissance dieses Verfahrens überrascht daher nicht“, erläutert Prof. Liebau. In Kürze werde eine unter der Führung der DGPRÄC erstellte interdisziplinäre Leitlinie „Autologe Fetttransplantation“ veröffentlicht.
Männer-Anteil nicht gestiegen
Der Anteil der männlichen Patienten an den ästhetisch-plastischen Eingriffen ist mit 15 Prozent 2012 gegenüber 16 Prozent 2011 fast gleich geblieben (ohne Faltenunterspritzungen). Mit 86 Prozent stellen Männer lediglich bei den Haartransplantationen die Mehrheit, gefolgt von Kinnkorrekturen mit 36 Prozent und Ohrkorrekturen mit 30 Prozent. Den geringsten Männer-Anteil haben Eingriffe wie Oberschenkelstraffungen (vier Prozent) oder Oberarmstraffungen (zwei Prozent). Bei den Faltenunterspritzungen ist der Anteil männlicher Patienten mit zwölf Prozent leicht angestiegen.
Minderjährigen-OPs sind Ohrkorrekturen
Auch 2012 waren die Operationen an Unter-18-Jährigen mit einem Anteil von unter einem Prozent eher zu vernachlässigen. Über 90 Prozent dieser Eingriffe stellten Ohrkorrekturen dar. „Bei der Diskussion zu ästhetisch-plastischen Eingriffen handelt es sich primär um ,Ohren anlegen‘. Das angebliche Massenphänomen der Brustvergrößerung zum 16. Geburtstag können wir in unserer Statistik nicht finden“, sagt Frau Prof. Liebau.
Faltenbehandlungen bleiben auf hohem Niveau
Die Faltenunterspritzungen verharrten 2012 mit über 120.000 Eingriffen auf hohem Niveau. Es wurden knapp 70.000 Behandlungen mit Botulinumtoxin vorgenommen, über 50.000 Unterspritzungen mit Hyaluronsäure und 3700 Unterspritzungen mit Eigenfett. „Botulinumtoxin und Hyaluronsäure werden in der Regel mehrmals im Jahr nachgespritzt“, erklärt Frau Prof. Liebau. „Zwischen zwei Facelifts hingegen liegen viele Jahre. Die Zahlen können also nicht eins zu eins verglichen werden.“ Hinzu komme in diesem speziellen Bereich, dass hier unterschiedlichste Anwender aktiv seien. Die realen Behandlungszahlen dürften deutlich höher sein. „Patienten sollten auch bei diesen harmlos anmutenden Eingriffen ihren behandelnden Arzt mit Bedacht wählen, eine erfolgreiche Gesichtskonturierung erfordert weitgehende Kenntnisse der Anatomie sowie Erfahrung mit den verwendeten Substanzen“, rät Frau Prof. Liebau.
Intimchirurgie konstant
An den Schamlippen (Labien) wurden 2012 mit über 5000 ebenso viele Eingriffe vorgenommen wie 2011. „Dabei wird häufig vergessen, dass diese Eingriffe seit jeher auch rekonstruktiv durchgeführt wurden, dennoch dürfte nicht zuletzt die zunehmende mediale Aufmerksamkeit und die erhöhte Sichtbarkeit des Genitals durch Intimrasur und Abbildungen dazu führen, dass das Bedürfnis nach Korrekturen in diesem Bereich wächst“, erklärt Frau Prof. Liebau. „Die DGPRÄC arbeitet daher bereits an einer interdisziplinären S1-Leitlinie zur Intimchirurgie der Frau, um wissenschaftliche Standards zu entwickeln.“
Brustrekonstruktion mit Eigengewebe
Mit 37 Prozent blieb der Anteil rekonstruktiv/mikrochirurgischer Eingriffe im Vergleich zum Vorjahr konstant. Mit über 8000 Operationen ist dabei die Brustwiederherstellung, die meist nach einer Brustkrebserkrankung vorgenommen wird, einer der häufigsten Eingriffe. Den Spitzenplatz belegt hier die Wiederherstellung mit Eigengewebe. In den vergangenen Jahrzehnten wurde diese Methode von Plastischen Chirurgen ständig weiterentwickelt. Heute steht Patientinnen mit der „DIEP“-Methode eine mikrochirurgisch anspruchsvolle Möglichkeit zur Verfügung, sich durch Gewebe aus dem Unterbauch eine neue, körpereigene Brust formen zu lassen.
Handchirurgie
Dupuytren-Behandlung meist durch Fasziektomie 32 Prozent der plastisch-chirurgischen Eingriffe stellten 2012 handchirurgische Operationen dar. 12.000 davon widmeten sich der Behandlung der Dupuytrenschen Kontraktur, die sich durch funktionsstörende Knoten und Stränge in der Innenhand darstellt. Der Großteil der Eingriffe wird mit der klassischen Fasziektomie vorgenommen. Dabei wird operativ das erkrankte Gewebe entfernt. Etwa ein Zehntel der Eingriffe werden mit Hilfe der Nadelfasziotomie vorgenommen. Dabei werden die Dupuytren-Stränge mit Nadeln durchstochen, so dass sie danach zerreißen.
Besondere Versorgung Schwerbrandverletzter
„Die Versorgung Schwerbrandverletzter ist ein zentraler Bereich der Plastischen Chirurgie“, betont Frau Prof. Liebau. 35 speziell ausgestattete Verbrennungszentren sind auf Notfälle nach starken Verbrennungen und Verbrühungen vorbereitet. „Fast 30 Prozent der behandelten Fälle sind Patienten unter 18 Jahren. Daher sind viele Zentren auf die Versorgung Minderjähriger spezialisiert.“ Der Anteil besonders schwerer Fälle (mehr als 60 Prozent betroffener Körperoberfläche) liegt zwar nur bei zwölf Prozent, verursacht jedoch die größten Kosten pro Patient. Der Grund dafür liegt in speziell klimatisierten OP-Räumen, einer mikrobiologischen Schleuse sowie vor allem in einer intensiven Betreuung (ein Arzt pro zwei Patienten).