Bremen – „Sie nannten mich Dumbo. Ich fühlte mich wie Dreck“, erzählt die 14-jährige Patientin aus Georgia, USA, den Medien bereitwillig von der Zeit vor Ihrer Operation. Die abstehenden Ohren der Schülerin wurden angelegt, die Nase begradigt und das spitze Kinn korrigiert. Finanziert wurde diese angeblich 40.000 US-Dollar teure Operation von der US-amerikanischen „Little Baby Face Foundation“, die Kindern mit Fehlbildungen kostenlose Korrekturen ermöglicht. „Wir lehnen es ab, Jugendliche als Werbeträger für ästhetische Operationen zu missbrauchen“, stellt Prof. Dr. Wolfgang Gubisch klar. Grundsätzlich, so führt der Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) weiter aus, seien Werbeaktionen dieser Art, in denen plastisch-ästhetische Eingriffe als ultimativer Problemlöser für Teenager propagiert werden, äußerst problematisch.
Operationen an Minderjährigen erst nach Beratung
„Bei stark entstellenden Deformitäten wie abstehenden Ohren oder auffälligen Nasen, die man nicht kaschieren kann, helfen Operationen durchaus“, konstatiert der Facharzt für Plastische Chirurg und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Allerdings sollte nur operiert werden, was den größten Leidensdruck erzeugt: „Aber in jedem Einzelfall muss man sehr verantwortungsvoll prüfen, ob eine Operation sinnvoll ist und ob die Risiken eines solchen Eingriffs in seiner ganzen Tragweite von einem Jugendlichen erfasst werden können. Dies ist sicherlich mit den Eltern oder auch mit Jugendpsychiatern oder Hausarzt in jedem Einzelfall detailliert abzuwägen. Denn jede Operation ist für den Körper und die Psyche eine große Belastung, die zu Komplikationen führen kann.“
Schönheitschirurgie-Verbot nicht hilfreich
Die VDÄPC sieht einige Operationen bei Minderjährigen sehr kritisch. So sollten ästhetische Brustoperationen und Fettabsaugungen bei Jugendlichen nicht vorgenommen werden. Ein generelles Verbot von „Schönheitschirurgie“ an Patienten unter 18 Jahren, wie es Anfang 2012 von Abgeordneten des Bundestags gefordert wurde, lehnt die Vereinigung jedoch ab. „Einzelne Fälle übertriebener ,Schönheitsoperationen’ an Kindern werden zwar über die Medien schnell verbreitet – insgesamt stellen ästhetische Eingriffe bei Jugendlichen aber ein eher kleines Problem dar“, beruhigt Prof. Gubisch. Eine noch nicht abgeschlossene Umfrage der VDÄPC-Muttergesellschaft DGPRÄC (Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen) zeigte, dass 2011 lediglich 1,16 Prozent der ästhetischen Eingriffe durch Plastische und Ästhetische Chirurgen an Minderjährigen durchgeführt worden seien. Hierbei stand die Korrektur abstehender Ohren zahlenmäßig eindeutig an erster Stelle. „Ein Komplettverbot würde auch diese abstehenden Ohren und entstellenden Nasen betreffen – Operationen also, die in manchen Fällen durchaus sinnvoll sind“, warnt Prof. Gubisch.