Sarkome und Muskuloskelettale Tumoren

Die Plastische und Rekonstruktive Chirurgie beinhaltet die Therapie von Sarkomen und Muskuloskelettalen Tumoren. Sarkome umfassen ein Prozent aller bösartiger Tumoren und jährlich erkranken in Deutschland ungefähr 2.500 Patientinnen und Patienten daran. Zu den Sarkomen zählen nicht nur Weichteilsarkome, sondern auch Osteosarkome, Chondrosarkome, Ewing-Sarkome und Gastrointestinale Stroma-Tumoren. Sarkome zeichnen sich durch aggressives Wachstum und hohes Metastasierungspotential aus. Diese Tumoren besitzen eine hohe Heterogenität mit einer Vielzahl an genetischen Mutationen, welche in zahlreichen Subklassifikationen resultiert.

Diagnostik

Zur Diagnostik der lokalen Ausbreitung eines Tumors wird standardmäßig MRT-Bildgebung mt Kontrastmittel durchgeführt. Üblicherweise folgt ein Organ-Staging mittels Thorax-Abdomen-Becken-CT, um eine mögliche Metastasierung auszuschließen/darzustellen.  Durch innovative Bildgebungsmethoden werden Sarkome heutzutage noch detaillierter detektiert. Eine repräsentative Biopsie ist zwingend erforderlich – dies kann durch eine Stanzbiopsie oder eine offene Biopsie erfolgen. Durch die Untersuchung der Biopsie kann der Pathologe eine definitive Diagnose stellen, wovon die Therapieentscheidung abhängt. In den letzten Jahren haben sogenannte „molekulare Tumorboards“, basierend auf genetischen Analysen der Tumoren, an Bedeutung gewonnen, da somit eine molekular-genetische Diagnostik und eine individualisierte Therapie erfolgen können.

Therapie

Nicht nur die Diagnostik, sondern insbesondere die Therapie wird interdisziplinär in einem sogenannten Tumorboard besprochen. Hier treffen sich Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten und Pathologen zur Besprechung der Befunde und Ausarbeitung einer individualisierten, personalisierten Tumortherapie.
Den Hauptpfeiler der Therapie stellt die operative Entfernung dar. Nur durch die Operation kann regelhaft eine definitive Heilung erreicht werden. Eine Bestrahlung vor nach oder der Operation kann das Risiko des Wiederauftretens des Tumors reduzieren. Eine Chemotherapie kann in bei ausgewählten Sarkomarten vor oder der nach der Operation erfolgen und so ebenfalls die Überlebenszeiten verlängern.  Auch in der Behandlung von Metastasen oder in palliativen Fällen spielen die ebengenannten Therapiekonzepte eine wichtige Rolle, um die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.

Rekonstruktion

Ziel der onkologischen Chirurgie in der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie ist es, Funktions- und Extremitäten-erhaltend zu operieren.  Die Plastische Chirurgie mit ihren mikrochirurgischen Techniken kann hier durch schonende Präparation wichtige Gefäße und Nerven erhalten. Innovative biologische Extremitätenrekonstruktionstechniken und die Verbesserung der Prothesentechnik ermöglichen den Patienten eine schnellere Wiedereingliederung in ihren Alltag. Beispielsweise gibt es in der biologischen Extremitätenrekonstruktion die Möglichkeit, Knochendefekte mittels körpereigenen Knochen aus dem Becken oder dem Unterschenkel zu ersetzen. Auch kann bei funktionsrelevanten muskulären Defekten oder Defekten von Nerven die Funktion durch Nerven- oder Muskeltransfers wiederhergestellt werden.

Sarkomzentren

Durch die Zertifizierung von Sarkomzentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft werden Expertise-Zentren geschaffen, an denen regelmäßige, interdisziplinäre Besprechungen und Tumorboards stattfinden können. Die Qualität der Operateure und der weiteren Therapeuten wird geprüft. Den Patienten können standardisierte, evidenzbasierte Behandlungsprotokolle sowie neue Behandlungsmethoden angeboten werden. Auch ermöglichen die Sarkomzentren die standardisierte Erfassung von relevanten Befunden, die für die translationale Forschung und Verbesserung der Therapie grundlegend sind.