Unter dem Motto „Was leistet Plastische Chirurgie?“ laden bundesweit 29 Einrichtungen am 16. Oktober 2018 zum ersten Tag der Plastischen Chirurgie ein. „Das Datum ist nicht zufällig gewählt“, erklärt Prof. Dr. Riccardo Giunta, Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). „Am 16. Oktober 1968 gründeten elf Plastische Chirurgen unsere Fachgesellschaft und legten damit den Grundstein für unsere heutige Tätigkeit.“ Trotz einer langen Tradition des Fachgebietes in Deutschland, habe es zu diesem Zeitpunkt in der Bundesrepublik keinen eigenen Facharzt für Plastische Chirurgie gegeben.
Bundesweite Patientenveranstaltungen
Mit den bundesweiten Patientenveranstaltungen soll das Bewusstsein über die Inhalte der Plastischen Chirurgie in der Öffentlichkeit gestärkt werden. Zu oft wird Plastische Chirurgie lediglich als „Schönheitschirurgie“ wahrgenommen. In den Veranstaltungen werden Informationen zu den vielfältigen Inhalten der Plastischen Chirurgie jeweils vor Ort in individueller Form angeboten. Eine aktuelle Übersicht über die teilnehmenden Kliniken und Aktivitäten findet sich unter:
www.dgpraec.de/bundesweiter-tag-der-plastischen-chirurgie/
„Eine der größten Veranstaltungen findet bei uns am Klinikum der Ludwig-Maximilians Universität in der Nussbaumstraße 20 von 11.00 bis 17.00 Uhr statt. Angeboten werden Patientenvorträge, Plastische Chirurgie zum ,Anfassen‘ mit verschiedenen Themen, Informationen zur Geschichte der Plastischen Chirurgie, Gesprächsmöglichkeiten mit den lokalen Experten zum Thema Plastische Chirurgie und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit dargestellt. Darüber hinaus wird auch der Journalistenpreis der DGPRÄC an Dr. Werner Bartens von der Süddeutschen Zeitung verliehen“ erläutert Giunta.
Vier Säulen für Form und Funktion
Heutzutage ist der Facharzt für Plastische Chirurgie längst etabliert und mit seinen vier Säulen, der Rekonstruktiven Chirurgie, Handchirurgie sowie Verbrennungschirurgie und Ästhetischen Chirurgie aus der modernen Versorgung nicht mehr wegzudenken. „Plastische Chirurgen arbeiten dabei häufig Hand- in Hand mit anderen Disziplinen. So wird die Brust im Schulterschluss mit der Gynäkologie rekonstruiert, große Defekte nach Tumor im Dialog mit unterschiedlichen chirurgischen Fächern wieder verschlossen. Nach Verletzungen unterstützen wir verschiedene Fachgebiete bei der Wiederherstellung von Form und Funktion. Die Verbrennungschirurgie erfordert eine enge Kooperation mit der Anästhesie“, erläutert Giunta die Rolle der Plastischen Chirurgie. Erstaunlich sei es, dass das Fachgebiet trotz seiner vielseitigen Ausrichtung in der Öffentlichkeit und gelegentlich sogar unter Kollegen, häufig weiterhin verkürzt als Ästhetische Chirurgie wahrgenommen werde. „Dies ist problematisch, so findet der Patient mit rekonstruktiven Fragestellungen oft nicht zu uns, die Kollegen ziehen nicht in Betracht zu überweisen und damit eine optimierte Versorgung zu ermöglichen“, bedauert Giunta. „Selbstverständlich führen wir auch ästhetische Eingriffe durch. Das Spektrum ist aber wesentlich größer und die Grenzen fließend – schließlich ist es bei jedem Eingriff von Bedeutung, ein möglichst ästhetisches Ergebnis zu erreichen.“ Rekonstruktion und Ästhetik würden sich gegenseitig befördern: Wer etwa die Techniken zur Formung einer ganzen Brust aus Eigengewebe nach Brustkrebs und Brustamputation beherrsche, habe natürlich auch eine große Expertise, etwa die gesunde Brust mit Implantat vergrößern oder im umgekehrten Fall zu verkleinern.
Innovative Techniken, engagierte Forschung
„Wir haben in unserer Ausbildung anatomische Kenntnisse des gesamten Körpers und besonders präzise und feine Techniken erlernt“, führt Giunta aus und erläutert, dass dies eine Besonderheit sei. „Die meisten Fachärzte sind auf einen bestimmten Bereich des Körpers spezialisiert, im Gegensatz dazu operieren Plastische Chirurgen am gesamten Körper“, berichtet der Facharzt für Plastische Chirurgie. In seinem Fachbereich müsse im Grunde bei jedem Patienten nach individuellen Lösungen gesucht werden. Wie lassen sich Zellen regenerieren oder nachzüchten? Wie kann das Wachsen von Nerven begünstigt werden? Diese ganz praktischen Fragen treiben die Forschung und Entwicklung unseres Faches nachhaltig an“, berichtet Giunta. Die Plastische Chirurgie werde angesichts einer älter werdenden Bevölkerung und steigender Ansprüche an die Lebensqualität weiter an Bedeutung gewinnen. „Für viele Patienten nach Verletzungen, mit Tumoren oder auch nachhaltigen Wundheilungsstörungen sowie angeborenen Fehlbildungen kann Plastische Chirurgie eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität bewirken. Jeder sollte im Bedarfsfall einen Facharzt für Plastische Chirurgie konsultieren können“ schließt der Präsident der DGPRÄC.
50 Jahre DGPRÄC – Animationsfilme und mehr!
Am 16. Oktober 1968 wurde die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) in Bochum gegründet. Anlässlich des Jubiläums setzt die DGRRÄC zahlreiche Aktionen um. Unter www.50-jahre-dgpraec.de wächst eine elektronische Zeitleiste, in der die Geschichte der Plastischen Chirurgie und der Fachgesellschaft dokumentiert wird. Monatliche Presseinformationen zeigen die Vielfalt des Fachgebietes. Gemeinsam mit der Berliner Universität der Künste erstellte Animationsfilme zu den vier Säulen des Fachgebietes, der Rekonstruktiven, Hand-, Verbrennungs- und Ästhetischen Chirurgie stellen das Fachgebiet für den Laien verständlich dar: https://www.youtube.com/channel/UCwNpuMgE8hgF3zke-_Z43mg