Hamburg, 26.09.2019 – Im Volksmund „Heide –Universität“ genannt, bietet das Haus der Maximalversorgung mit 21 Fachabteilungen und 800 Betten eine umfassende Versorgung von Kopf bis Fuß. „Als Körperregionen übergreifend tätiges Fachgebiet kooperieren wir eng mit den unterschiedlichsten Fachgebieten und helfen, wo wir können“, berichtet Prof. Dr. Detlev Hebebrand, Chefarzt der Klinik für Plastisch-Ästhetische, Rekonstruktive- und Handchirurgie und hebt hier besonders die Orthopädie und Unfallchirurgie heraus.
Traumanetzwerk und SAV-Verfahren
An dem Krankenhaus befindet sich eines von vier zertifizierten überregionalen Traumazentren in Niedersachsen, welches zusätzlich zum Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaften) zugelassen ist, so dass Patienten mit schwersten Verletzungen nach einem Arbeitsunfall behandelt werden können. In beiden Bereichen, so Hebebrand, werde die Plastische Chirurgie als Fach der Techniken benötigt und eingebunden. So käme es zu rund 120 komplexen Handverletzungen im Jahr. Im ländlichen Raum geraten Hände und Arme häufig in Häcksler oder Schermaschinen, das Ergebnis sind sehr komplexe Verletzungsmuster, da die Schnitte nicht grade sind und umliegendes Gewebe zerstört wird. „Dann werden wir von den Kollegen hinzugerufen, um mikrochirurgisch, als unter dem Mikroskop, feinste Gefäße und Nerven, die kleiner als einen Millimeter sind, wieder anzuschließen“, berichtet Hebebrand. Eine Technik, die auch im Traumazentrum essenziell sei, um am ganzen Körper Defekte zu schließen. „Das ist das Schöne an unserem Fachgebiet, jeder Patient, jede Verletzung oder Folge einer Krankheit ist anders und wir suchen mit den uns zur Verfügung stehenden Techniken individuelle Lösungen – ob eine Brust nach Krebs zu rekonstruieren ist oder ein großes Loch nach anderer Tumorentfernung zu schließen. Wir nutzen den Körper des Patienten als eine Art Baukasten, um mit Gewebe, Nerven oder auch Sehnentransfer ein möglichst funktionales und Ästhetisches Ergebnis zu erreichen.“ Für ihn sei es kaum vorstellbar, immer die gleichen Eingriffe standardisiert durchzuführen, wie es in anderen Bereichen der Chirurgie üblich sei.
Mit dem Zweizehentransfer fing es an.
Was plastisch-chirurgisch möglich ist, zeigte Hebebrand bereits mit seinem Einstieg in Rotenburg im Jahr 2001. „Ein neunjähriger Junge aus Ghana wurde in unsere Klinik gebracht, ihm fehlten nach einem Unfall alle Finger. Mit dem Transfer von zwei Zehen konnten wir seine Greiffähigkeit wiederherstellen, auch wenn die Hand nie wieder normal aussah. Heute freue ich mich, wenn ich ihn bei meinen Einsätzen in Ghana in einem handwerklichen Beruf arbeiten sehe und sein Leben in halbwegs normalen Bahnen verläuft.“
Solche Eingriffe können Leben verändern und zeigen auch anderen Fachgebieten, was Plastische Chirurgie leisten kann und welche Vielfalt an Eingriffen zur Verbesserung der Lebensqualität möglich ist. Sicher auch ein Grund dafür, dass Prof. Hebebrand seit 2007 auch im Krankenhaus Achim südlich von Bremen tätig ist.