Potsdam, 14. Oktober 2021 – Warum fahren Plastische Chirurgen und Anästhesisten des gemeinnützigen Vereins INTERPLAST während ihres Urlaubs in Entwicklungsländer, um unter teilweise einfachsten Bedingungen Menschen zu helfen, die sonst keine Chance hätten?
Sie arbeiten im Team bis zu ihrer körperlichen und psychischen Belastungsgrenze, manchmal bis spät in die Nacht, weil sie wissen: Vor der Tür warten noch unzählige Patienten, die eine wiederherstellende Operation dringend benötigen. Sie sind erschöpft, aber glücklich, effektiv und direkt Hilfe durch ihre Operationen geleistet zu haben. Dafür erfahren sie die Dankbarkeit unzähliger Menschen, die es als Geschenk empfinden, dass ihnen kostenfrei geholfen wurde.
Der Plastische Chirurg Gottfried Lemperle aus Frankfurt brachte 1980 die INTERPLAST-Idee aus den USA nach Deutschland und begeisterte damit so viele Kollegen, dass heute jährlich über 3.000 Patienten in Asien, Afrika und Südamerika von INTERPLAST-Teams aus Deutschland operiert werden. Dabei werden in erster Linie Patienten mit Gesichts- und Handfehlbildungen, Lippen/Kiefer/Gaumenspalten sowie schwer entstellenden Verbrennungsnarben und Verstümmelungen durch Kriegsfolgen behandelt. Immer wieder sind es die Kinder, deren Schicksal uns tief berührt und wir alles in unserer Macht stehende unternehmen, um ihnen zu helfen, da sie ihr Leben noch vor sich haben.
Es ist nicht unser Verdienst, in eine Welt des Wohlstandes und der optimalen medizinischen Versorgung geboren worden zu sein. Es ist nicht deren Schuld in einem Entwicklungsland aufzuwachsen, in dem es für die Armen keine Möglichkeit der plastischen- chirurgischen Versorgung gibt. Es wäre aber arrogant, den Menschen diese spezialisierte Medizin vorzuenthalten, nur weil es noch andere dringende Probleme in ihren Ländern gibt. Der Tropfen auf den heißen Stein lohnt sich allemal!
INTERPLAST-Germany lebt allein vom ehrenamtlichen Engagement seiner 2.500 Mitglieder. Der Vorstand in Bad Kreuznach und die 13 Sektionen in Deutschland arbeiten ohne großen Verwaltungsaufwand, organisieren die Auslandseinsätze (79 Einsätze im Jahr 2019) und unterhalten 2 Krankenhäuser in Nepal und Brasilien. Die Einsatzkosten werden über Spenden an den Verein finanziert, wobei die Kosten pro Einsatz zwischen 15.000 und 30.000 Euro liegen. Zur Absicherung längerfristiger Projekte wurde 2007 zusätzlich die INTERPLAST-Stiftung ins Leben gerufen, die kürzlich mit dem Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI) ausgezeichnet wurde und damit die Nachhaltigkeit der Interplast-Hilfe würdigt.
Ein besonders wichtiger Aspekt bei den Hilfseinsätzen ist die Ausbildung interessierter einheimischer Ärzte, Pfleger und Schwestern, um sie in die Lage zu versetzen, selbst ihren Patienten besser helfen zu können. So ist es immer wieder eine große Freude, bei wiederholten Einsätzen an den gleichen Ort mitzuerleben, mit welchem Erfolg die ausländischen Kollegen die erlernten plastisch-chirurgischen Standardtechniken wie Hauttransplantationen und Lappenplastiken angewendet haben. So können wir uns dann zusammen mit den Ärzten vor Ort den komplizierteren Operationen widmen und einen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe aufbauen. Im Zeitalter von digitaler Fotografie und E-Mail halten wir auch über den Einsatz hinaus gerne den Kontakt, um über die Spätergebnisse der behandelten Patienten zu erfahren. Die Qualität der geleisteten Hilfe liegt uns sehr am Herzen.
Täglich überschwemmen uns leidvolle Berichte über Folgen von Kriegen und Katastrophen. Wir als Plastische Chirurgen haben das Glück ein Metier zu beherrschen, bei dem unser praktisches Handeln zu sichtbaren Erfolgen führt. Ob jetzt in Nepal oder anderswo – plastisch-chirurgische Hilfe für Entwicklungsländer durch INTERPLAST wird auch in Zukunft eine dankbare und wichtige Aufgabe bleiben!
Dr. André Borsche, Bad Kreuznach
Persönlicher Einsatzbericht Interplast Indien:
https://www.dgpraec.de/hilfsorganisationen/persoenlicher-interplast-einsatzbericht-indien/