Berlin – „Die Behandlung fängt mit dem ersten Blick an“, erklärt Prof. Dr. Ernst Magnus Noah, Präsident der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Schließlich sei die Basis jedes ästhetischen Eingriffs die Indikationsstellung und umfassende Aufklärung des Patienten. „Dieser initiale Dialog mit den Patienten ist sehr wichtig. Mit psychologischem Feingefühl hinterfragt der Arzt die Motivation des Patienten, mit medizinischer Sachkenntnis findet er den richtigen Behandlungsansatz“, berichtet Prof. Noah aus der täglichen Praxis. Beides stelle erhebliche Anforderungen an den Operateur. Dabei komme dem Plastischen und Ästhetischen Chirurgen zugute, dass das Fachgebiet den ganzen Körper betrifft. Der Patient und seine Proportionen würden im Ganzen analysiert, sämtliche Verfahren aus allen Bereichen müssten bekannt sein.
Indikation und psychologische Evaluation
„Das erste Gespräch erfordert eine ruhige und vertrauensvolle Atmosphäre“, berichtet Prof. Noah. Dabei seien auch die Beweggründe für den geplanten Eingriff zu hinterfragen. Es müsse sichergestellt werden, dass der OP-Wunsch vom Patienten komme und nicht von außen motiviert sei. Eine Dysmorphophobie müsse ebenfalls ausgeschlossen werden. „Dabei handelt es sich über eine Körperbildwahrnehmungsstörung. Patienten empfinden sich dann als hässlich, völlig losgelöst vom objektiven Aussehen“, erläutert der VDÄPC-Präsident. Daneben sei zu überprüfen, ob und wie das Problem des Patienten korrigierbar sei. Dies sei schwierig, da Patienten häufig mit der Erwartung zu ihm kämen, dass ein bestimmter Eingriff notwendig sei, um eine Verbesserung zu erreichen.
Auswahl des Verfahrens
„Ein klassischer Fall, der mir immer wieder als Gutachter vor Gericht begegnet, ist die erschlaffte Brust. Fordert die Patientin dann eine narbenarme Korrektur, ist dies schlicht nicht möglich. Trotzdem gibt es Operateure, die dies zusichern und versuchen, mit einer Brustvergrößerung eine Verbesserung der Situation zu erreichen“, schildert Prof. Noah exemplarisch. Dabei sei eine Straffung durch eine Vergrößerung schlicht nicht erreichbar. „Hier muss der Arzt sich selbst und der Patientin gegenüber ehrlich sein“, stellt Noah klar. Ein zweiter, häufiger Fall: „Männer leiden häufig unter einem ausgeprägten Bauch und hoffen, dass ich diesen schlicht absaugen könne.“ Bei „Bierbäuchen“ handele es sich jedoch meist um intraabdominales Fett, das mit der Saugkanüle nicht erreichbar sei. „Grundsätzlich gilt bei Fettabsaugungen, dass der Patient zunächst zu Sport und gesünderer Ernährung motiviert werden muss. Erst wenn dies nicht erfolgreich ist, sollte der Griff zum Skalpell erfolgen. Diese Sorgfalt, sind wir unseren Patienten und unserem Berufsstand schuldig“, stellt Prof. Noah abschließend klar. „Wir dürfen medizinische Prinzipien nicht verraten!“