Berlin, 19.04.2018 – Plastische Chirurgie wird in der Öffentlichkeit oft als reine „Schönheitschirurgie“ wahrgenommen. Sie kann aber viel mehr! Die vier Säulen des Fachgebietes – Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Verbrennungschirurgie und Ästhetische Chirurgie fußen auf dem breiten Fundament einer umfangreichen Forschung. Da Plastische Chirurgie an allen Regionen des Körpers angewandt wird, werden viele Operationen in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit organgebundenen Fächern durchgeführt. Die Plastische Chirurgie versteht sich hier als dienende Disziplin, die hilft, große Defekte zu heilen.
Der Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCh) ist immer Ausdruck dieser engen interdisziplinären Kooperationen: Ein Hauptschwerpunkt der Plastischen Chirurgie ist die Rekonstruktive Mikrochirurgie nach Verletzungen und Tumoren. Dies betrifft etwa die Brustrekonstruktion nach Brustkrebs, die an großen Kliniken in einem Brustzentrum durchgeführt wird. Der Plastische Chirurg übernimmt hier die Rolle des Brustrekonstrukteurs bei Mammakarzinom und baut diese vorwiegend mit freien Lappenplastiken wieder auf. Dabei handelt es sich um an anderer Stelle entnommenes Gewebe, das an der Brust mikrochirurgisch wieder an die Gefäße angeschlossen wird. Plastische Chirurgen sind als Ausdruck dieser engen interdisziplinären Kooperation in jedes Brustzentrum eingebunden, so dass jede Frau die Wahl hat, ob und wie ihre Brust wiederhergestellt wird. Dabei sollte die Patientin vor der Tumorentfernung vorgestellt werden, damit das Ergebnis und die Rekonstruktion schon bei der Entfernung des Tumors mitbedacht werden können.
Die Rekonstruktionen bei bösartigen Tumoren wird oft auch gemeinsam mit der Tumororthopädie sowie weiteren Fachgebieten koordiniert. So kann man auch sehr große Tumoren vollständig entfernen und durch Plastische Chirurgie Form und Funktion wiederherstellen. So lassen sich z. B. Extremitäten erhalten oder schwere Entstellungen im Gesichtsbereich vermeiden.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Behandlung von stark übergewichtigen Patienten, die nach einer Magenverkleinerungsoperation durch die Viszeralchirurgie stark Gewicht verlieren. In der Folge der Gewichtsabnahme kommt es zur stark störenden Erschlaffungen der Haut, die auch persistierende Entzündungen provozieren. Vor allem im Bereich des Bauches und des Gesäßes, der Oberschenkel, der Brust und der Oberarme kann das Gewebe sich häufig nicht mehr der Körperform anpassen. Durch Straffungsoperationen kann der Plastische Chirurg hier die Körperform und damit die Lebensqualität deutlich verbessern.
Auch mit dem zunehmenden Alterungsprozess der Bevölkerung gewinnen degenerative Erkrankungen wie chronische Druckgeschwüre (Dekubitus), chronische Wunden wie z. B. beim Diabetischen Fußsyndrom immer mehr an Bedeutung. Plastisch-chirurgische Techniken helfen, diese Defekte wieder zur Abheilung zu bringen. Nicht zuletzt am Lebensende gewinnt Plastische Chirurgie zur Wiederherstellung der Körperoberfläche bei diesen Defekten immer mehr an Bedeutung. Patienten und Angehörige können so in Würde Abschied nehmen.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen ist auf dem Jahreskongress der DGCh mit Themen aus allen vier Säulen vertreten und nutzt den interdisziplinären Charakter der Tagung zum regen wissenschaftlichen Austausch zwischen den chirurgischen Disziplinen. Durch diese enge interdisziplinäre Kommunikation und Interaktion der Plastischen Chirurgie im klinischen Alltag lässt sich die Behandlung der Patienten deutlich verbessern.
(Statement Prof. Dr. Riccardo Giunta, Präsident DGPRÄC, anlässlich Pressekonferenz beim DGCh-Jahreskongress 2018)