Stuttgart – Diese Erkenntnis durchzog den gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen, der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen sowie der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie vom 2. bis zum 4. Oktober in Stuttgart. Entsprechend fasst Prof. Dr. Wolfgang Gubisch, einer der drei Kongresspräsidenten und Vizepräsident der VDÄPC dann auch zusammen, dass das mit Blick auf das 40-jährige Jubiläum der DGPRÄC gewählte Kongressmotto „Plastische Chirurgie – Quo Vadis“ mit zahlreichen Ansätzen und Ideen gefüllt worden sei. Aus seiner Sicht war der mit 800 Teilnehmern bis dato größte nationale Kongress damit ein voller Erfolg.
40 Jahre DGPRÄC
In seinem Festvortrag zum Jubiläum der DGPRÄC erinnerte Prof. Dr. Neven Olivari an die harten Auseinandersetzungen, die bis zur Etablierung der Plastischen Chirurgie als eigenständigem Fach in Deutschland geführt wurden. Zwar erlebte die Plastische Chirurgie vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland eine Hochphase und bedeutende Gründer des Faches, wie Wolfgang Dieffenbach oder Jaques Joseph hatten ihre Wurzeln an der Berliner Charité, mit dem zweiten Weltkrieg geriet die Plastische Chirurgie aber in Vergessenheit und erlebte ihre Renaissance nach dem Krieg als Querschnittsfach. Die „Oberflächenformung“ wurde in diversen Fachbereichen, vor allem der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vollzogen, ein eigenes Fach für diese nicht an Körperregionen gebundene Spezialität aber abgelehnt. Den 11 Gründern der DGPRÄC ist es zu verdanken, dass 1978 das Teilgebiet Plastische Chirurgie geschaffen wurde und 1992, also 24 Jahre nach der Gründung der Vereinigung, der eigenständige Facharzt für Plastische Chirurgie. Seinen Rückblick beschloss Olivari mit einem Appell für die Zukunft, der den kooperativen Tenor des Kongresses erneut aufgriff: „Der Plastische Chirurg ist ein wichtiger gleichberechtigter Partner und nicht Ausführungsgehilfe oder Juniorpartner der anderen Fächer. Er löst Probleme, wenn andere Fächer an ihre Grenzen stoßen.“ Damit gab auch einer der Gründer der DGPRÄC den Startschuss in eine gemeinsam zu gestaltende Zukunft, kommentierte Prof. Dr. Günter Germann, Präsident der DGPRÄC im Anschluss
Podiumsdiskussion „Das Geheimnis meines Erfolges“
Eine breite Vielfalt von Ansätzen, unter sich verschärfenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen als Plastischer und Ästhetischer Chirurg seinen Platz zu finden, eröffnete sich den Teilnehmern des Festaktes im Anschluss. Unter dem Motto „Das Geheimnis meines Erfolges“ stellten 10 Plastische und Ästhetische Chirurgen aus Deutschland und Österreich ihren Arbeitsalltag dar. Auch hier wurde rasch deutlich, dass Spezialisierung, Kooperation und Qualität nicht nur zum individuellen Erfolg führen, sondern wesentlicher Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Bevölkerung sind.
Wissenschaftliche Highlights
Neben der berufspolitischen Diskussion und Ausrichtung war der wissenschaftliche Austausch in den 163 Vorträgen und Postern bestimmendes Element. Mit dem Interaktiven Video „Rhinoplastik“ stellte Prof. Dr. Wolfgang Gubisch erstmals eine neue Lernform vor. In dem Operationsvideo wurde jeder Schritt von 6 Experten kritisch hinterfragt. „Ein großer Gewinn für die Teilnehmer“, stellte der Nasenspezialist im Anschluss fest. Ähnlich innovativ war die Sitzung „Nasenrekonstruktion mit gestieltem Lappen /- versus Mikrolappen /- versus Epithetik“. Hier wurden die unterschiedlichen Verfahren zur Rekonstruktion einer Nase von den Plastischen Chirurgen Prof. Dr. med. Bernard Lengelé, der die weltweit erste Gesichtransplantation vorgenommen hatte, Dr. med Helmut Fischer sowie dem Hals-Nasen und Ohrenarzt Dr. med. Phillip Federspil interdisziplinär diskutiert. Gemeinsam mit Gynäkologen wurde beim Roundtable Gespräch „Brustzentren: Anspruch und Realität“ der Status Quo reflektiert und die durchaus divergierenden Auffassungen zum state of the art diskutiert. Hierbei wurde deutlich, dass die Plastischen Chirurgen den betroffenen Frauen durchweg die moderneren Methoden zur Wiederherstellung der Brust anbieten können.
Preise und Auszeichnungen
Prof. Dr. Wolfgang Mühlbauer wurde mit der Dieffenbach-Medaille geehrt. Die Laudatio zu der höchsten Auszeichnung, die die DGPRÄC zu vergeben hat, hielt Prof. Dr. Neven Olivari, der an die vielfältigen wissenschaftlichen und berufspolitischen Verdienste Prof. Mühlbauers erinnerte. In der anschließenden Dieffenbach-Vorlesung Mühlbauers zum Thema „Ästhetische Rekonstruktion in der Plastischen Chirurgie“ wurde im historischen Rückblick deutlich, dass ästhetische und rekonstruktive Chirurgie eine untrennbare Einheit bilden.
Der von der Tagungsleitung gestiftete Preis in Höhe von 1000 Euro für die Präsentation des besten wissenschaftlichen Posters ging in diesem Jahr an Dr. Thomas Kremer, Klinik für Hand, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, – Schwerbrandverletztenzentrum–, BG-Unfallklinik Ludwigshafen. Den mit 1000 Euro dotierten Preis der Firma Pharm-Allergan GmbH für den besten Vortrag in einer Sitzung zur Plastischen und Ästhetischen Brustchirurgie bekam Dr. med. Bianca Baican, Markus-Krankenhaus Frankfurt. Das von der Firma Polytech Silimed Deutschland gestiftete Reisestipendium in Höhe von 2500 Euro ging an Dr. Murat Dagdelen, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel. Schließlich wurde der mit 3000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der DGPRÄC für wegweisende, überdurchschnittliche klinische/experimentelle Forschungen auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie an Dr. Andreas Niederbichler, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Medizinische Hochschule Hannover vergeben. Er wurde für die im Journal of Immunology publizierte Arbeit „C5a-blockade improves burn-induced cardiac dysfunction“ ( JImmunol 2007 Jun 15;178(12):7902-10) ausgezeichnet.