Berlin – Kaum locken die ersten warmen Strahlen ins Freie, beginnt auch die Grillsaison. Was für die alle Beteiligten Spaß und Vergnügen bringen soll, endet für einige im Desaster mit furchtbaren Verbrennungsunfällen oder gar Todesfällen.
„Trotz vielfältiger Warnungen erleben wir jedes Jahr mit großer Regelmäßigkeit einen deutlichen Anstieg dieser saisonal geprägten Unfälle“, berichtet Prof. Dr. Menke, Leiter des Zentrums für Schwerbrandverletzte in Hessen am Klinikum Offenbach. Die Zahl der Brandverletzten nach Grillunfällen wird auf über 4000 pro Jahr geschätzt, mehrere Hundert müssen in den Deutschen Verbrennungszentren stationär behandelt werden. Besonders häufig sind hierbei Kinder betroffen, die durch diese Verletzungen für ihr Leben gezeichnet werden.
Die weitaus meisten Unfälle passieren durch Unachtsamkeit und fehlerhaften Umgang mit Brandbeschleunigern. So sollte niemals Spiritus oder gar Benzin zum Entzünden des Grillfeuers verwendet werden. Die Anwendung gilt auch rechtlich als grob fahrlässig, so dass auf den Verursacher hohe Schadensersatz– oder Schmerzensgeldforderungen zukommen können. Die auftretende unberechenbare Stichflamme oder eine Verpuffung breiten sich rasend schnell aus und treffen auch Unbeteiligte in größerer Entfernung vom Grill. Brandbeschleunigern verursachen tiefe, häufig alle Hautschichten zerstörende Verbrennungen, die oft eine Vielzahl an Hautverpflanzungen erfordern. Trotz aller Bemühungen von Ärzten und Pflegepersonal resultieren meist lebenslang sichtbare Narben.
Das Grillvergnügen kann mit wenig Aufwand sicherer werden, wenn folgende Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden:
- Keine brennbaren Flüssigkeiten wie Spiritus oder Benzin verwenden.
- Spezielle Anzündhilfen oder Grillkohle sollte ein Prüfsiegel tragen, z.B. DIN-CERTCO Zeichen.
- Grillgeräte müssen fest und sicher in ausreichender Entfernung von brennbaren Gegenständen aufgestellt werden. Geprüfte Geräte sind nach DIN EN 1860 zertifiziert.
- Kinder sollten immer in ausreichender Entfernung vom Grill und nie unbeaufsichtigt hieran gelassen werden.
- Zur Sicherheit sollte zum Löschen ein Eimer Sand, Wasser oder eine Decke bereitgestellt werden. Kein Wasser bei brennendem Fett verwenden.
Verhalten bei Grillunfällen:
- Flammen mit Sand oder einer Decke ersticken oder mit Wasser löschen
- Beteiligte Menschen retten und vor Panik bewahren, beruhigend einwirken
- Brennende Kleidung löschen (Person zu Boden werden, brennende Kleidung ersticken oder löschen, nicht mit Gewalt abreißen)
- Verbrennungswunden 10-15 Minuten mit kaltem Leitungswasser kühlen, keine „Hausmittel“
- Notarzt benachrichtigen (Ort, Ursache, Anzahl Beteiligte melden)
Prof. Dr. Henrik Menke ist Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie mit dem Zentrum für Schwerbrandverletzte Hessen am Klinikum Offenbach. Das Schwerbrandverletztenzentrum gehört zu den ältesten Spezialeinrichtungen in Deutschland und versorgt jährlich über 150 Brandverletzte stationär. Die Klinik beschäftigt sich neben der Akutversorgung Brandverletzter besonders auch mit der Narbenbehandlung und Entwicklung.