Stuttgart – Ästhetische Operationen sind ein omnipräsentes Thema in den Medien. Selbst Jugendliche können sich dem daraus resultierenden Druck vielfach nicht entziehen, weshalb auch in Österreich bei jungen Menschen der Wunsch nach einer chirurgischen Veränderung ihres Körpers geweckt wird. Prim. Prof. Dr. Maria Deutinger, Vorstand der Abteilung für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, KA Rudolfstiftung in Wien und Präsidentin der ÖGPÄRC hält dazu fest: „Derzeit finden hierzulande zwar noch nicht unbedingt mehr OPs an Jugendlichen statt, die betroffenen Menschen holen aber in weit größerem Ausmaß Erkundigungen ein als das noch vor 10 Jahren der Fall war.“
Ästhetische Eingriffe sind richtige Operationen
Besonders in Bezug auf junge Menschen sieht sie die Entwicklung daher mit Sorge, auch weil es von medizinischer Seite fundierte Einwände gegen ästhetisch motivierte OPs an Minderjährigen gibt: „Eine seriöse ÄrztIn wird erst dann einen Eingriff in Betracht ziehen, wenn der Körper sein Wachstum abgeschlossen hat und diesbezüglich keine Veränderungen mehr zu erwarten sind. Eine neue Nase passt sonst nach Abschluss der Entwicklung vielleicht gar nicht mehr in das nun ausgewachsene Gesicht.“
Darüber hinaus führen die Schnitte, die auch bei ästhetischen Eingriffen notwendig sind, zu Narben. Vernarbtes Gewebe ist sensibel und kann Probleme, wie Wetterfühligkeit, Schmerzempfindlichkeit oder Bewegungseinschränkungen hervorrufen. Daneben gibt es zahlreiche andere Risiken wie Wundheilstörungen oder Komplikationen im Zuge der Narkose. Prof. Deutinger dazu: „Der saloppe Umgang der Medien im Zusammenhang mit ästhetischen Eingriffen führt dazu, dass sich die Menschen, allen voran junge Personen, des Wagnisses, das jede Operation darstellt, nicht bewusst sind. Sie haben oft den Eindruck, dass ein Eingriff dieser Art von seiner Tragweite her ähnlich wie ein Besuch beim Friseur ist, bei dem man rasch in der Mittagspause vorbeischaut.“
Individuelle Beratung statt Gesetz
Anders gelagert sind aus Prof. Deutingers Sicht jedoch jene Fälle, in denen Missbildungen oder Defekte vorliegen. Sie betont daher, dass „Entstellungen oder Funktionseinbußen von Körperteilen gerade bei Jugendlichen eine klare Indikation für eine Operationen darstellen.“ Damit könne man psychische Verletzungen und Störungen verhindern. Folglich hält sie ein Gesetz gegen ästhetische Operationen an Jugendlichen und Minderjährigen untersagt, für wenig sinnvoll. In Österreich benötigen Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr ohnehin für einen Eingriff die Einwilligung ihrer Eltern.
Prof. Deutingers Empfehlung ist es viel mehr, sich mit den Anliegen der jungen Menschen auseinander zu setzen, sie über die Vor- und Nachteile, Risiken und Folgeerscheinungen des gewünschten Eingriffs gründlich aufzuklären und bei Bedarf die Expertise eines Psychologen einzuholen. Wichtig sei es auch, die Eltern in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und an ihre Verantwortung zu appellieren. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollten die PatientInnen bei jedem ästhetischen Eingriff besonders auf Ausbildung, Erfahrung und Güte der Arbeit der ChirurgIn achten. Schließlich muss man mit den Ergebnissen der Operation den Rest seines Lebens verbringen.