Berlin – Ein Jahr nach dem Skandal um fehlerhafte Silikon-Brustimplantate der französischen Firma PIP („Poly Implants Prothèses“) sind noch immer viele Fragen offen. Dies zeigte der DGPRÄC-Expertenchat mit dem Plastischen Chirurgen Prof. Dr. Raymund E. Horch und dem Silikon-Experten Prof. Dr. Dirk W. Schubert. Während sich die Gerichte bereits um die juristische Aufklärung des Skandals kümmern, hatten einige Chat-Teilnehmerinnen noch recht konkrete Fragen und Probleme.
So sind viele Frauen mit Brustimplantaten nach wie vor im Unklaren, ob bei ihnen PIP-Kissen eingesetzt wurden oder nicht. Wenn der Implantat-Pass verloren gegangen ist oder, wie im Fall einer Patientin, die Patientenunterlagen des Arztes nicht mehr auffindbar sind, gibt es keine Möglichkeit, die Marke des Implantats ohne Operation herauszufinden. Ein zentrales Implantatregister existiert bislang nicht und wird von der DGPRÄC gefordert. Der Zeitraum der Brustoperation hilft auch nur bedingt: Nach derzeitigem Wissen, so Prof. Horch und Prof. Schubert, habe 2001 die Produktion von Implantaten begonnen, die der PIP-Chef zum Großteil mit nicht medizinisch reinem Silikon befüllen ließ. Es gebe aber auch Hinweise darauf, dass möglicherweise schon 1993 mit diesem Vorgehen begonnen worden sei.
Weiterhin interessierte die Chat-Teilnehmerinnen, auf welche Implantat-Hersteller man sich in Zukunft verlassen könne. Die Erlanger Professoren betonten, dass Silikongel-Implantate das derzeit am besten erforschte und klinisch erprobte körperfremde Material für eine Brustvergrößerung sei. Zusammenhänge mit rheumatischen Erkrankungen oder Krebs habe man nicht nachweisen können. Die einzige bisher bekannte ernsthafte Nebenwirkung sei ein möglicher Zusammenhang mit einer sehr seltenen Form von Lymphdrüsenmalignomen („Anaplastische Large Cell Lymphoma“ – ALCL), das bei weltweit etwa 60 Frauen beschrieben worden sei. Da man davon ausgehe, dass mindestens 15 Millionen Frauen Brustprothesen hätten, sei daher die Wahrscheinlichkeit, an einem solchen ALCL zu erkranken, statistisch geringer, als vom Blitz auf offener Straße getroffen zu werden.
Es interessierte die Teilnehmerinnen außerdem, wie viel eine seriöse Brustvergrößerung kosten sollte. Die Preisspanne, so Prof. Horch, reiche, je nachdem, was alles inbegriffen sei, von 3500 Euro bis etwa 7500 Euro im Durchschnitt. Billigangebote für unter 3500 Euro „all inclusive“ solle man jedenfalls kritisch hinterfragen. Bei ästhetischen Operationen verlange der Staat außerdem eine Umsatzsteuer von derzeit 19 Prozent.