Berlin – Ein gebrochener Knochen oder eine Platzwunde sind sehr konkrete Verletzungen. Doch was passiert, wenn die eigenen Nervenbahnen eingeengt oder zerstört sind? Wie findet ein Arzt überhaupt heraus, dass Nerven verletzt sind? Und wie löst er das Problem? Antworten auf diese Fragen hatte die Murnauer Plastische Chirurgin Dr. Gaby Fromberg im Expertenchat der DGPRÄC.
Die Behandlung der „peripheren Nerven“ – also der Nerven, die sich außerhalb von Gehirn und Rückenmark befinden – ist sehr komplex und erfordert lange Erfahrung. So kann ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl im Bein mehrere Gründe haben. Mit Hilfe des „Quantitativen Sensibilitätstest“ überprüft der Plastische Chirurg die Druck- und Schmerzempfindlichkeit des Patienten an mehreren Stellen. Die Ergebnisse geben dann Aufschluss darüber, wo ein Nerv beschädigt oder beeinträchtigt ist. Dies kann direkt im Bein (meist Peronaeus- oder Tibialis-Nerv), aber auch höher in der Bandscheiben-Region der Fall sein.
Da die Nervenbündel oft durch tunnelartige Engstellen verlaufen, können Schwellungen oder Reizungen zu Problemen führen, die operativ behoben werden sollten. Mancher Patient entwickelt an diesen anatomisch ohnehin engen Stellen des Körpers sogar eine chronische Unterversorgung der Nerven, etwa am Wadenbeinköpfchen in Nähe des Knies, am Sprunggelenk, am Ellenbogen oder am Handgelenk. Gründe hierfür können chronische Sehnenscheidenreizung, Wasseransammlungen nach Herzinsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion oder Krampfaderleiden sein.
Plastische Chirurgen sind in der Lage, durch Operationen unter dem Mikroskop die verengten Stellen zu entlasten, so dass die Nerven wieder ausreichend versorgt werden und ihre volle Funktionsfähigkeit wiedererlangen. Durch eine sehr sorgfältige Diagnose können die Eingriffe sehr zielgerichtet und möglichst kleinflächig vorgenommen werden.
Vorbeugen kann man Nervenverletzungen und –quetschungen kaum. Patienten, die bereits Probleme an den Beinen hatten, sollten diese möglichst entlasten: Kompressionsstrümpfe, Hochlagerung zur Nacht, Massagen, Lymphdrainagen, das Vermeiden von längerem Sitzen und Stehen. Auch „Wassertreten“ und Schwimmen ist förderlich.